die zucht an sich
 

 

 

 

Die Zucht als Lebensversicherung des Imkers

 

Bienen sind Nutztiere. Für Marco Paroni ist der eigene Zuchtbetrieb «die Lebensversicherung meiner Imkerei». In der Zucht generiert er mit Gebrauchsvölkern die nötige Widerstandsfähigkeit, alle guten Eigenschaften des Wesens, wie es in der Natur sein soll, aber auch jene, die ihm als Imker wichtig sind und von denen er in den Wirtschaftsvölkern als Imker profitieren kann: gute Widerstandskraft gegen Krankheiten, guten Sammeltrieb, gute Bruthygiene, nicht zuviel Wirrbau, nicht zuviel Propolis. «Das sind alles Eigenschaften», sagt Marco Paroni, «die ich als Imker schätze und als Züchter fördere, ohne dass ich als Fremdkörper ins natürliche Wesen der Bienen eingreifen muss.»

 

Courant normal. Aus seinen starken Wirtschaftsvölkern rekrutiert Marco Paroni seine Gebrauchsvölker für die Zucht. Er teilt sie in kleine Minivölker auf. In denen läuft das gleiche Prozedere wie in den grossen Wirtschaftsvölkern ab – ohne die Wirtschaftlichkeit mit der Gewinnung von Honig über den eigenen Verbrauch der Völker hinaus. Marco Paroni: «Für mich sind diese Minivölker die Voraussetzung für die erfolgreiche Zucht der Königinnen. Für sie muss der Courant normal im Volk gesichert sein.»

 

Umgelarvte Königinnen. Die Königin des Zuchtvolkes legt ihre Eier, nach drei Tagen schlüpfen kleine Maden aus. Marco Paroni öffnet das Volk, wischt vorsichtig die Bienen von den Waben mit den frisch geschlüpften Mädli, entnimmt die Mädli mit einem speziellen Gerät der Wabe und legt sie in einen von ihm «künstlich» gemachte Königinnenzelle. «Ich habe vorher 30 bis 40 dieser Zellen vorbereitet. Ich lege die so umgelarvten Zellen dann in ein starkes Pflegevolk, von dem ich weiss, dass es Königinnen ziehen will. Sie füttern diese Madli anders als die Arbeiterinnen.» Es dauert bei optimaler natürlicher Fütterung und Pflege 16 Tage, bis die Königinnen schlüpfen. Nach 9 Tagen schon werden die Zellen von den Bienen verdeckelt. «Das ist der Zeitpunkt, wo ich einzelne Waben in ein anderes Pflegevolk umplatzieren kann. Ganz wichtig für mich: Eine Königin muss in einem Volk schlüpfen. Es gibt Kollegen, die machen das im Brutkasten. Das scheint mir schon ein Schritt zuviel zu sein. Denn in der Wildnis wird die Königin möglichst rasch von ihrem Volk gefüttert. Auch der soziale Kontakt sollte von der ersten Sekunde da sein.»

 

Entlegene Belegstellen sind entscheidend. Befruchtet werden Marco Paronis Königinnen auf speziell abgelegenen Belegstellen, an denen die Minivölker mitsamt der Zuchtköniginnen platziert werden. Genauso geschieht es mit den zur Befruchtung und damit zur Sicherung und Optimierung der genetischen Vielfalt der Töchter der aktuellen Zuchtköniginnen nötigen Drohnen. Auch die ausgewählten Drohnen werden gezielt bei diesen Belegplätzen deponiert. Belegplätze sollten möglichst ausserhalb der Flugbereiche von Drohnen liegen, die man lieber nicht als Begatter wünscht. Die Belegstellen der Buckfast-Züchter werden meist im Gebirge, im Idealfall 20 Kilometer entfernt von anderen Drohnen eingerichtet. Damit die Drohnenvölker, die hier gezielt platziert werden, möglichst rein bleiben. Das kann so mit bis zu 99-prozentiger Sicherheit gelingen.

Der Begattungsflug. Der erste und einzige derart «geschützte» Begattungsflug der frischen Zucht-Königinnen findet meist um die Mittagszeit, vornehmlich bei schwülwarmem Wetter statt. Es gebe ganz bestimmte, unter den Bienen irgendwie vorbestimmte Gebiete, in denen sich die Drohnen und die Königin zum kurzen Liebesflug treffen, weiss Marco Paroni: «Ich gehe auch davon aus, dass sich die Königin ihre Drohnen auswählt und nicht umgekehrt. Die Königin besorgt und optimiert so die genetische Vielfalt ihrer Töchter mit dem Samen von rund 20 Wunschdrohnen selbst.»

 
 
 
 

 

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